Sechs Frauen arbeiten zurzeit im Außendienst des EUV – dem gegenüber stehen etwa 120 Männer. Aber daran haben sich die Damen längst gewöhnt, und auch von Anfeindungen gibt es keine Spur. „Am Anfang stand vielleicht ein bisschen Skepsis, ob Frauen das überhaupt können“, räumt Stefanie Maibaum ein. Aber das hat sich mittlerweile gelegt.
Die 44-Jährige ist die erste festangestellte Müllwerkerin der Stadt, leistet also das, was man Knochenarbeit nennen kann. Doch darauf angesprochen, winkt sie ab: „Daran gewöhnt sich der Körper ganz schnell. Die ersten vier Wochen muss man sich durchbeißen und danach spart man sich das Fitnessstudio“, sagt sie lachend. „Es macht doch auch keinen Unterschied, ob die Hausfrau die Tonne an die Straße schiebt oder wir das verladen“, sagt Manuela Reichow von der Straßenreinigung. Für Prinzessinnen sei der Job aber auch nichts, stellen die vier klar. „Es herrscht auch mal ein rauer Ton, aber das ist eben so, wenn man in einer ‚Männerdomäne‘ arbeitet“, sagt Marlena Aigner, die das Saug- und Spülfahrzeug der Stadtentwässerung fährt. „Aber ich wollte es ja genauso.“ Und auch die Männer haben sich an ihre Kolleginnen gewöhnt. „Bei mir ist noch nie eine Beschwerde eingegangen“, sagt Thorsten Werth von-Kampen (stellv. Vorstand).
Maschinen sind beim EUV keine reine Männersache mehr.
Neben Aigner fährt auch Christin Kallenbach eins der ganz großen Gefährte – den Unimog, mit dem im Sommer Grünflächen beschnitten und im Winter die Straßen enteist werden. „Fahren ist ja einfach fahren, egal ob Mann oder Frau“, sagt Aigner. Und Kallenbach fügt hinzu: „Da ist nicht die körperliche Arbeit das Schwierige, sondern die Konzentration.“ Von offizieller Seite wird die Entwicklung begrüßt. „Wir haben in den letzten Jahre deutlich mehr Frauen im EUV, auch in den Abteilungen, die klassisch mit mehr Männern besetzt sind, so wie das Führen schwerer Fahrzeuge“, sagt Thorsten Werthvon-Kampen. Und reagiert auf diesen Trend: Der EUV hat bereits mit dem Neubau sanitärer Anlagen begonnen, damit mehr Frauen in Zukunft im Außendienst des EUV arbeiten können. Das wünschen sich auch die Frauen, die dort bereits arbeiten. „Man merkt manchmal, dass man auf der Straße noch angeguckt wird nach dem Motto ‚Da arbeitet ja eine Frau!‘“, erzählt Manuela Reichow. Nach ihrer Erfahrung sind die Reaktionen generell aber dann positiv. Auch Maibaum möchte junge Frauen animieren: „Wir hoffen ja, dass wir so andere Frauen ermutigen können, sich zu bewerben, die diesen Job noch nie in Betracht gezogen haben.“
Denn Quereinsteiger sind die Regel im EUV, da eine Lehre für den klassischen Müllmann nun mal nicht existiert. Häufig Quereinsteiger So kommen zum Beispiel Maibaum und Reichow aus andern Berufsfeldern. Zahntechnikerin und Einzelhandelskauffrau waren sie, die beiden anderen Damen machten ihre Lehre beim EUV – und sattelten dann innerhalb des Stadtbetriebs um. Alle empfehlen interessierten Frauen ein Probearbeiten. Wer allerdings Interesse hat, muss noch ein bisschen warten, bis die neuen Räumlichkeiten fertig gestellt sind. „Momentan ist einfach kein Spind mehr frei“, sagt Aigner grinsend.
(Artikel: Lynn Pies, Ruhr Nachrichten)